Scarperia: Traditionen der Messerkunst

Januar 17  2011 by Katie

Alte Handwerksberufe: Messerkunst in Scarperia



An einem trägen Sonntagmorgen wachte ich auf und hatte keine Ahnung, dass ich diese kleine Stadt besuchen würde. Scarperia wurde 1305 mit dem Namen Castel S. Barnaba gegründet. Es liegt in der Provinz Florenz und ist für seine handgefertigten Messer bekannt.

Als ich mit einem Freund in Scarperia eintraf, fühlten wir uns in eine alte Zeit zurückversetzt. Die Altstadt ist noch heute von einer Stadtmauer umgeben, so dass man das Gefühl hat, in eine andere Welt einzutreten, wenn man durch das Tor hindurchgeht. Gleich an der Hauptstraße gab es bereits einige Spezialgeschäfte für Messer. Wir nahmen unseren Weg zum prägenden Gebäude des Ortes, dem Rathaus (Palazzo die Vicari). Die einzigartige Fassade beherrscht den Hauptplatz. Es sieht aus wie ein normales Wohngebäude, aber wenn Sie es von der Rückseite ansehen, hat es die Umrisse einer Festung. Das Innere des Palazzo die Vicari bestätigt, dass dieser Bau im Mittelalter eine mächtige Festung gewesen sein könnte. Im Innenhof des Palazzo war eine Ausstellung alter Bilder von Statuen und alter Tafeln aus der Stadt zu sehen.


Palazzo dei VicariPalazzo dei Vicari


Auch einen Ausstellungskasten mit den berühmtesten Messern gab es. Consigli, Saladini und Berti sind die drei bekanntesten Marken. Jeder der Erzeuger hat eine Werkstatt, in der man herumstöbern und sogar Fragen über die Herstellung der Messer stellen kann.

Die Firma Saladini Schneidewaren liegt in der Via Solferino im historischen Ortskern von Scarperia. Lange Zeit existierten zahlreiche Geschäfte mit Schneidewaren, aber heute gibt es nur noch eine Handvoll. Saladini begann 1997 auf Initiative von Leonardo Saladini mit der Messerherstellung. Sie fertigen innovative, geschmackvolle Unikate. Saladini machte sich als stilvolle Markemit Pflege des Details einen Namen. Ein wichtiger Schritt, den sie bei der Revolutionierung der Messerherstellung unternahmen, war die Schaffung einer Linie von Messern aus unterschiedlichen Materialien, aber mit unverwechselbarem Charakter.



Die Firma Consigli begann das Geschäft mit den Brüdern Luigi und Enrico Consigli. Sie eröffneten vor über 50 Jahren in der Via Magenta in der Mitte von Scarperia. Enrico und Luigi stellten viele Arten von Messern für das Unternehmen ihres Vaters her. In den 1950er Jahren schlossen sie sich mit ihrem Freund Marcello Azzini zusammen und aus der Kombination ihrer Nachnamen ging die ConAz hervor. Um sich von der sardischen Konkurrenz abzuheben, kamen sie in den 1960er Jahren mit der Erzeugung praktischer Messer vorwärts. Doch nahmen sie auch namhafte Messer wie die Pattada mitgeschliffenem Horn und Hochglanzklinge in ihr Programm auf. Um das Horn zu formen, benutzen sie Öfenstatt Paraffin, so dass die Schichten, aus denen es besteht,kompakter werden und die Gefahr sinkt, dass das Horn abblättert. Das war stets ein verbreitetes Problem bei Messergriffen. Da derlei Methoden sorgsam von einer Generation zur nächsten weitergereicht werden,sorgen die Kinder von Enrico und Luigi dafür, das Vermächtnis der Consigli-Messer weiterzuführen.

Berti ist das letzte der bekannteren Messer aus Scarperia. Die Werkstatt befindet sich in der Altstadt in der Via della Resistenza und wurde 1895 von David Berti ins Leben gerufen. Die Tradition des Messerhandwerks wurde durch 4 Generationen weitergereicht.Traditionellerweise verwendet Berti Stahl für die Klingen seiner Messer und Ochsen-, Hirsch-und Büffelhorn sowieBuchsbaumholz für die Griffe. Das Wichtigste, damit es derTradition entspricht, ist, dass es vom Anfang bis zum Ende von ein und derselben Hand gefertigt wurde. “Unsere Methodebedeutet, dass jedes Messer für seinen einzigartigen Charakter geschätzt wird, die aus der Harmonie seiner Form und dem kleinsten Detailentspringt, welche der Handwerker ihm verleiht. Das macht es zu einem echten Traditionserzeugnis von Berti”(von der Website der Coltellerie Berti).
 

Ich merkte, wie einfach und anheimelnd diese Stadt war. Von den Kindern, die auf dem Platz Fußball spielten, bis zu den Leuten in der Bar, die sich in Ruhe das Spiel der Fiorentina im Fernsehen ansahen, machte das Städtchen einen ruhigen, entspannenden Eindruck: eine kleine ländliche Stadt, in der die meisten Familien mit ihren Traditionen und ihrer historischen Messerschmiedekunst ihren Weg gemacht haben.

 


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Photo Credits: Katie Greenaway

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